Headset ProFlight von Bose Es ist nicht nur eine Frage des Komforts, sondern auch eine der Sicherheit: Dauerhafter Lärm kann die Konzentrationsfähigkeit nachteilig beeinflussen. Zwar erreicht die Lautstärke im Inneren eines Verkehrsflugzeugs nicht unmittelbar gehörschädigendes Niveau – dennoch tragen Piloten von Jets und Turboprops zur Lärmdämpfung, aber auch wegen der besseren Verständlichkeit des Funkverkehrs Kopfhörer, […]

Headset ProFlight von Bose

Es ist nicht nur eine Frage des Komforts, sondern auch eine der Sicherheit: Dauerhafter Lärm kann die Konzentrationsfähigkeit nachteilig beeinflussen. Zwar erreicht die Lautstärke im Inneren eines Verkehrsflugzeugs nicht unmittelbar gehörschädigendes Niveau – dennoch tragen Piloten von Jets und Turboprops zur Lärmdämpfung, aber auch wegen der besseren Verständlichkeit des Funkverkehrs Kopfhörer, die zusätzlich für den Flugfunk mit einem Mikrofon versehen sind. Offiziell heißt so etwas Hör-Sprechgarnitur – doch in der Branche ist von Headset oder Kopfhörer die Rede. Nun hat der renommierte US-Hersteller Bose ein neues, innovatives Piloten-Headset vorgestellt. Es zeichnet sich vor allem durch eine aktive Geräuschunterdrückung (auf Englisch Active Noise Reduction, kurz ANR) aus, die den Lärm im Cockpit effizient mindert.

 Die für exzellente Audioprodukte bekannte Firma aus Framingham im US-Bundesstaat Massachusettsist Pionier auf diesem Gebiet. Das physikalische Prinzip: Schall – und damit auch Lärm – besteht aus wellenförmigen Veränderungen des Luftdrucks. Misst man am Ohr mit einem Mikrofon den dort auftretenden Lärm, so kann eine Elektronik aus dieser Aufnahme „Gegenlärm“ erzeugen, der über einen Lautsprecher im Kopfhörer ausgestrahlt wird und den Umgebungslärm auslöscht. Der Gegenlärm ist dabei so aufgebaut, dass gewissermaßen auf einen „Schallwellenberg“ des Lärms ein „Schallwellental“ des Gegenlärms trifft – Berg und Tal heben sich auf, Ruhe ist das Resultat. 

Das ProFlight ist in jeder Hinsicht auf die Cockpits in professionell und oft von mehreren Piloten geflogenen Flugzeugen optimiert. Das beginnt beim Tragekomfort: Nur 139 Gramm wiegt das Headset. An einem Kopfbügel mit seitlichen Polstern ist ein Ausleger mit dem Mikrofon sowie die Zuleitung befestigt. Mit einem Druck auf eine Schnelllöse-Taste kann beides von der linken auf die rechte Seite des Bügels umgebaut werden – je nach Präferenz des Trägers. 

An zwei dünnen Kabeln auf jeder Seite hängen federleichte Ohrstecker, die Lautsprecher und Mikrofon für die ANR und die Audioübertragung enthalten. Sie sind mit einem leicht abnehmbaren Stöpsel aus hautfreundlichem Silikon versehen, der den Stecker im Ohr hält. Dabei hilft eine Lamelle, die der Form der Ohrmuschel angepasst ist. Je ein Paar Silikon-Stöpsel in drei Größen liegen dem Headset bei – der Träger wählt die Größe, die seinen Hörkanal optimal und komfortabel abschließt. Bose verwendet dieses Prinzip auch bei seinen Sport- und Passagier-Kopfhörern.

Am Kontrollmodul ist die Stärke der ANR in drei Stufen wählbar. Manche Piloten bevorzugen es, mehr vom Umgebungsgeräusch zu hören, andere wollen es so leise wie möglich haben. Ohnehin sorgt die ANR-Elektronik stets dafür, dass Sprache, also der Funkverkehr, verständlicher wiedergegeben wird. Bose hat auch das Headset sorgfältig darauf getestet, dass Alarmtöne und Ansagen im Cockpit weiterhin zu hören sind. In den meisten Flugzeugen können sich die Piloten über ihre Headsets und ein eingebautes Intercom bequem unterhalten.

Ein typisches Problem im Airliner-Cockpit löst das ProFlight auf besonders elegante Weise: Tritt jemand ins Cockpit, der nicht ans Intercom angeschlossen ist, etwa ein Flugbegleiter, so genügt es, dass der Pilot zweimal gegen den Ohrstecker tippt. Die Elektronik erkennt das und „öffnet“ diese Seite des Headsets: Umgebungsgeräusche werden hörbar – und damit auch das, was der Flugbegleiter sagt. Ein Entfernen des Ohrsteckers ist nicht nötig. 

Das Bose ProFlight Aviation Headset kommt Ende Mai für 995 Euro in den Handel. Natürlich strebt der Hersteller auch Flottendeals mit großen Airlines an. Dort fand man früher oft die deutsche Marke Sennheiser – doch die hat sich vor einigen Jahren aus dem Luftfahrtmarkt zurückgezogen. So hat das ProFlight das Zeug, einen neuen Standard für gute Kommunikation im Cockpit zu setzen. 

Thomas Borchert